Grün oder der Weg ist das Ziel

Juhuu, da bin ich wieder...Habt ihr mich schon
vermisst?? Nachdem bereits die letzte Mail von Sex-
und Kalorienbomben handelte, wollte ich heute diese
Themen mal außen vorlassen. Aber ich bin hier in
Brasilien und da läuft es zwangsweise immer auf
mindestens eins von beiden hinaus. Es gibt also noch
viel zu erzählen, vom Maracato und der Schouhaskarria
(vermutlich beides falsch geschrieben, schau das
später nochmal nach), aber das soll ein anderes Mal
erzählt werden, wenn Dörte ihre Fotos schon auf den
Lappi gezogen hat und ich weniger müde bin.

Darum erzähle ich euch stattdessen von meinem heutigen
Sonntagstrip mit Dörte nach Morretes. Zunächst hatten
wir uns mit ein paar Freunden von ihr zu einer
sechsstündigen Waldwanderung nach Morretes für acht
Uhr früh (!Der Vorschlag kam nicht von mir..!)
verabredet. Allerdings haben wir den Fehler begangen,
Sonnabend noch feiern zu gehen, woraufhin Dörte und
ich schließlich allein 11:30 Uhr mit dem Bus nach M.
und von dort mit dem Zug zurückfuhren. Dörte, die ich
für ihre Fähigkeit, überall schlafen zu können, echt
bewundere, verschlief dann auch die Hin- und einen
Teil der Rückfahrt. Ich, die Reinkarnation der
Prinzessin auf der Erbse hingegen, stierte unentwegt
aus dem Fenster. Und was ich sah, war: GRÜN.
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Ich weiß noch, wie ich im Bus nach Goa dachte, meine
Augen sind nach fast fünf Monaten in einem Wüstenstaat
wie ein ausgetrockneter Schwamm und müssen sich erst
wieder mit Grün vollsaugen. Das tat damals so gut und
mir wurde klar, dass ich niemals ohne die Möglichkeit
auf einen Spaziergang in der grünen Natur würde leben
können. Mitgift der Altmark. Ich hätte nicht gedacht,
dass ich den gemeinen deutschen Laubwald so vermissen
würde können. Doch was hat diseser schon im Vergleich
zu einem Brasilianischen??? Antwort: Viel weniger
Pflanzen!!
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Verschiedenste Arten von Palmen, sattgrüne Farnwedel,
Bäume und Bäume und Bäume, die bemoost sind und von
denen Lianen hängen, die wiederum bemoost sind. Auf
den Bäumen wachsen noch weitere Pflanzen, die wiederum
blühen. Ich wusste auch gar nicht, dass aus
Bananenstauden blüten wachsen, ihr? Überhaupt knallen
pinke, violette und rote Blüten zwischen dem Grün
hervor. Alles herrlich verwuchert und so ungefähr dem
entsprechend, was man sich als Kind unter Dschungel
vorgestellt hat. Da fahren wir also mit einer der
allereinzigen (Wird man für so ein schlechtes Deutsch
als ehemalige Germanistikstudentin nachträglich
geext?) brasilianischen Eisenbahnen durch den
Dschungel, über schmale Brücken, die der
Horrorphantasie von Nicht-Schwindelfreien entsprungen
sind. Das Ganze noch malerisch untermalt von dem
stetigen und leider beängstigend lautem
Quietschgeräusch der Bremsen...
Aber zurück zum Grün. Haltet euch vor Augen, dass es
immer noch da ist. In sämtlichen Nuancen und wunderbar
beruhigend.
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Ihr kommt aus dem Staunen nicht heraus,
was es alles an Pflanzen gibt und plötzlich wird die
Sicht auf ein riesiges, weites, grünes Tal frei, das
zunächst steil abfällt. Auch der malerische Wasserfall
fehlt natürlich nicht. Eben staunt ihr noch, jetzt
fühlt ihr euch im Angesicht solcher Schönheit klein,
unbedeutend und doch gleichzeitig erhoben, da ihr
diese tolle Erfahrung machen dürft. Euch stockt der
Atem, aber da die Fahrt drei Stunden dauert und es
genauso grün weitergeht, zwingt ihr euch dazu, die
Atmung wieder aufzunehmen. Obwohl es zieht und ihr
etwas friert (ich band mir meine Strumpfhose als Tuch
um den Hals ), seid ihr nich im Stande, das Fenster zu
schließen, denn ihr wollt nichts zwischen euch und
diesen Blick lassen. Der Dschungel, die Täler und
Berge. An letzteren hängen die Wolken und es scheint,
als würden die Berge dampfen. Grüne Berge und im
Hintergrund die schwarze Silhouette weiterer Berge,
gefolgt von grauen Umrissen weiterer Gipfel und immer
so weiter, bis das Meer an Dschungelbergen zum
Horizont verschmilzt.
Der Zug ächzt, die Bremsen quietschen in Dezibel, von
denen Fledermäuse tot umkippen würden und eure
Gänsehaut hat bereits eine Gänsehaut, aber ihr seht
Grün, seid relaxt und fült euch toll!!

In M. war es auch schön, aber da ein Großteil unseres
Aufenthaltes dort aus Speisen bestand, gehört das ja
schon wieder nicht in diese Mail. Dazu also später.
Ich wünsch euch grüne Träume, denn ich geh jetzt
schlafen.
Fahre morgen mit Dörte zur Illa des Melos (ganz
garantiert falsch geschrieben, Honiginsel). Donnerstag
sind wir noch einmal kurz in Curitiba und ab Freitag
dann erstmal für eine kleine Weile bei Gabriela in
Floripa. Ich melde mich. Sonst wird Rosi doch traurig,
wenn er nichts mehr zu lesen hat.
Bis dahin,
Juliane

P.S. Da mein Ladegerät von Brasilien so schwer
beeindruckt zu sein scheint, dass es sich nicht mehr
auf mein Handy konzentrieren kann (Display: Bitte
schließen Sie ihr Ladegrät erneut an!), bin ich
zunächst nur noch über Email zu erreichen. Sorry an
alle, die es schon übers Handy versucht haben.

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