Völlerei und Körperlichkeit
Guten Morgen ihr Weitentfernten,
wie geht es euch bzw. tudo bem??
Ich habe mich schon sowas von eingelebt, dass es mir
vorkommt, als wäre ich schon Wochen hier. Curitiba ist
definitiv keine Stadt zum Urlaub machen - kein Strand
und nix Touristisches (also nichts auf Englisch) -
sondern eine Stadt zum Leben. Dörte hat sich hier
richtig was aufgebaut: Yogakurs, Sprachkurs,
Capueirakurs und dazu noch ihr wahnsinnig sympatischer
Freundeskreis. Schon geil! Leider kann ich nicht
richtig mit den Leuten kommunizieren, aber mein
Portugiesisch wächst täglich. Es macht mir riesig
Spaß, die Sprache zu lernen. Fast genauso wie das
Essen zu testen. Gestern habe ich wieder ein paar
brasilianische Köstlichkeiten gekostet:
Da wäre zunächst Mal Tapioka. Ich hatte zuallererst
die Assoziation an Kokain im großen Stil - ein weißes,
sehr feines Puder, das in großen Mengen vorratig war.
Dabei handelt es sich um aus der Maniokwurzel
gewonnenes Mehl. In Brasilien wird die Stärke dann zu
einer Art Pfannkuchen verarbeitet, indem das Pulver in
einer Pfanne erhitzt wird und sich währenddessen
verkleistert, so dass es süß oder herzhaft gefüllt
werden kann. Lecker!!
Auch sehr lecker: Mousse Maracuja, als das Original.
Es gibt allerdings sehr viele verschiedene
Cremesorten, die mit Schokosaucen jeder Art und
Streuseln zu einer Todsünde verfeinert werden.
Nicht zu vergssen Aracaje. Eine fritierte Teigtasche
aus Bohnen, die mit frischen Schrimps, einer fischigen
Sauce und etwas frischem Gemüse gefüllt wird. Schön
Scharf, genau das Richtige für mich.
Morgen Abend gehen wir zu einer Churrascaria. Das ist
anscheinend eine Art BBQ, bei dem soviel gegessen
werden darf, wie man kann und etwas mehr. Dörte hat
mir deshalb für den morgigen Tag das Essen untersagt.
Bin mal gespannt, was da auf mich zukommt...Ihr
werdet`s lesen.
Was ihr sicherlich schon so auf euch zukommen seht,
ist eine etwas aufgerundete Juliane. Aber wie machen
das eigentlich die Brasilianer, die täglich der
Versuchung des Schlemmens ausgesetzt sind? Tatsächlich
haben die Brasis ein ganz anderes Körpergefühl. Im
Studivz gibt es eine Gruppe, die da heißt: Rettet
Pummelfeen aus Röhrenjeans. Pummelfeen fehlt genau
das, was die sehr weiblichen Brasilinerinnen trotz
oder gerade wegen ihrer Rundungen haben, nämlich
Sexappeal. Schlanksein mag inn sein, es hält sich nur
keiner dran und das ist mal verdammt angenehm. Die
Mode unterstützt das durch weit geschnittene Shirts,
die zwar mal den Rücken oder eine Schulter freilassen,
aber gut kaschieren. Sexy wirkt das dann, weil die
Brasis nichts weiter drunter tragen und sich alle
rhytmisch bewegen können. Anja, Dörtes Mitbewohnerin,
hat die Tanzfähigkeiten der Brasis wie folgt
kommentiert: "Da kannste nur nach Hause gehen und
heulen. Ich hab zwar auch Taktgefühl, aber was die
abziehen, das ist doch schon Schlangentanz."
Doch obwohl die Brasis gern tanzen, stehen sie mit dem
Gehen auf Kriegsfuß. Dieser lässt sich ungefähr so
beschreiben: ein winterlich aussehender Stiefel mit
einer Plateausohle. Plateausohlen sond gerade der
letzte Schrei und auch unter Flipflops nichts
ungewöhnliches. Ihr müsst euch also eine rassige
Brasilianerin im wehenden, weißen Sommerkleidchen
vorstellen, die dazu Plateauwinterstiefel trägt, auf
denen sie unbeholfen durch die Gegend stolpert. Denn
mit den Dingern kann keine laufen. Herrlich!!
Trotzdem tragen die Mädels nicht nur die Schuhe,
sondern auch einen stolzen Gesichtsausdruck dazu.
Stolz ist vielleicht nicht das richtige Wort, denn es
ist zu nah an Hochmut geparkt. Es ist eher eine
Selbstsicherheit, ein Selbstverständnis, das hier
tatsächlich jeder ganz unabhängig Alter, Herkunft oder
sozialem Status ausstrahlt. In Indien war eine stolze
Haltung und ein fester Blick die einzige Möglichkeit,
sich die Männer vom Hals zu halten. Hier ists
umgekehrt. Ich habe Dörte gefragt, wie sich Bettler
verhalten, wenn man sie abweist. Sie bestätigte meine
Vermutung: die Bettler strafen dich dann mit
Verachtung. Auch in einem Geschäft wird dir nichts
aufgedräng. Dein Pech, wenn du nichts kaufst. Für
diesen selbstsicheren Gesichtsausdruck brauchen die
Brasilianerinnen keine Schminke. Sie tragen nur wenig
Make Up und das liegt nicht an der Hautfarbe, denn
hier im Süden sind die meisten weiß. Dafür haben alle
gemachte Fingernägel und schmeißen ne Menge Geld für
modischen Schnickschnack, aber bitte immer mit Glitter
und knallig bunt, raus.
Das wars für heute. Dabei gibt es noch soooooviel zu
erzählen. Also, meine Amigas und Amigos - wir hören
voneinander,
Juliane
P.S. Ihr fühlt euch übrigens viel näher als damals in
Indien an, dabei seid ihr weiter weg. Schnalle gerade,
dass das damals mehr eine zeitliche als räumliche
Distanz war.
wie geht es euch bzw. tudo bem??
Ich habe mich schon sowas von eingelebt, dass es mir
vorkommt, als wäre ich schon Wochen hier. Curitiba ist
definitiv keine Stadt zum Urlaub machen - kein Strand
und nix Touristisches (also nichts auf Englisch) -
sondern eine Stadt zum Leben. Dörte hat sich hier
richtig was aufgebaut: Yogakurs, Sprachkurs,
Capueirakurs und dazu noch ihr wahnsinnig sympatischer
Freundeskreis. Schon geil! Leider kann ich nicht
richtig mit den Leuten kommunizieren, aber mein
Portugiesisch wächst täglich. Es macht mir riesig
Spaß, die Sprache zu lernen. Fast genauso wie das
Essen zu testen. Gestern habe ich wieder ein paar
brasilianische Köstlichkeiten gekostet:
Da wäre zunächst Mal Tapioka. Ich hatte zuallererst
die Assoziation an Kokain im großen Stil - ein weißes,
sehr feines Puder, das in großen Mengen vorratig war.
Dabei handelt es sich um aus der Maniokwurzel
gewonnenes Mehl. In Brasilien wird die Stärke dann zu
einer Art Pfannkuchen verarbeitet, indem das Pulver in
einer Pfanne erhitzt wird und sich währenddessen
verkleistert, so dass es süß oder herzhaft gefüllt
werden kann. Lecker!!
Auch sehr lecker: Mousse Maracuja, als das Original.
Es gibt allerdings sehr viele verschiedene
Cremesorten, die mit Schokosaucen jeder Art und
Streuseln zu einer Todsünde verfeinert werden.
Nicht zu vergssen Aracaje. Eine fritierte Teigtasche
aus Bohnen, die mit frischen Schrimps, einer fischigen
Sauce und etwas frischem Gemüse gefüllt wird. Schön
Scharf, genau das Richtige für mich.
Morgen Abend gehen wir zu einer Churrascaria. Das ist
anscheinend eine Art BBQ, bei dem soviel gegessen
werden darf, wie man kann und etwas mehr. Dörte hat
mir deshalb für den morgigen Tag das Essen untersagt.
Bin mal gespannt, was da auf mich zukommt...Ihr
werdet`s lesen.
Was ihr sicherlich schon so auf euch zukommen seht,
ist eine etwas aufgerundete Juliane. Aber wie machen
das eigentlich die Brasilianer, die täglich der
Versuchung des Schlemmens ausgesetzt sind? Tatsächlich
haben die Brasis ein ganz anderes Körpergefühl. Im
Studivz gibt es eine Gruppe, die da heißt: Rettet
Pummelfeen aus Röhrenjeans. Pummelfeen fehlt genau
das, was die sehr weiblichen Brasilinerinnen trotz
oder gerade wegen ihrer Rundungen haben, nämlich
Sexappeal. Schlanksein mag inn sein, es hält sich nur
keiner dran und das ist mal verdammt angenehm. Die
Mode unterstützt das durch weit geschnittene Shirts,
die zwar mal den Rücken oder eine Schulter freilassen,
aber gut kaschieren. Sexy wirkt das dann, weil die
Brasis nichts weiter drunter tragen und sich alle
rhytmisch bewegen können. Anja, Dörtes Mitbewohnerin,
hat die Tanzfähigkeiten der Brasis wie folgt
kommentiert: "Da kannste nur nach Hause gehen und
heulen. Ich hab zwar auch Taktgefühl, aber was die
abziehen, das ist doch schon Schlangentanz."
Doch obwohl die Brasis gern tanzen, stehen sie mit dem
Gehen auf Kriegsfuß. Dieser lässt sich ungefähr so
beschreiben: ein winterlich aussehender Stiefel mit
einer Plateausohle. Plateausohlen sond gerade der
letzte Schrei und auch unter Flipflops nichts
ungewöhnliches. Ihr müsst euch also eine rassige
Brasilianerin im wehenden, weißen Sommerkleidchen
vorstellen, die dazu Plateauwinterstiefel trägt, auf
denen sie unbeholfen durch die Gegend stolpert. Denn
mit den Dingern kann keine laufen. Herrlich!!
Trotzdem tragen die Mädels nicht nur die Schuhe,
sondern auch einen stolzen Gesichtsausdruck dazu.
Stolz ist vielleicht nicht das richtige Wort, denn es
ist zu nah an Hochmut geparkt. Es ist eher eine
Selbstsicherheit, ein Selbstverständnis, das hier
tatsächlich jeder ganz unabhängig Alter, Herkunft oder
sozialem Status ausstrahlt. In Indien war eine stolze
Haltung und ein fester Blick die einzige Möglichkeit,
sich die Männer vom Hals zu halten. Hier ists
umgekehrt. Ich habe Dörte gefragt, wie sich Bettler
verhalten, wenn man sie abweist. Sie bestätigte meine
Vermutung: die Bettler strafen dich dann mit
Verachtung. Auch in einem Geschäft wird dir nichts
aufgedräng. Dein Pech, wenn du nichts kaufst. Für
diesen selbstsicheren Gesichtsausdruck brauchen die
Brasilianerinnen keine Schminke. Sie tragen nur wenig
Make Up und das liegt nicht an der Hautfarbe, denn
hier im Süden sind die meisten weiß. Dafür haben alle
gemachte Fingernägel und schmeißen ne Menge Geld für
modischen Schnickschnack, aber bitte immer mit Glitter
und knallig bunt, raus.
Das wars für heute. Dabei gibt es noch soooooviel zu
erzählen. Also, meine Amigas und Amigos - wir hören
voneinander,
Juliane
P.S. Ihr fühlt euch übrigens viel näher als damals in
Indien an, dabei seid ihr weiter weg. Schnalle gerade,
dass das damals mehr eine zeitliche als räumliche
Distanz war.
Julianews - 22. Jul, 17:50