11. B und G und SEX

Juliane Kruppke schrieb am 17.10.05 14:56:07:

Hallo treue Leserschaft,
ich weiss schon, ihr wollt alle nur wissen, was sich
hinter B ung G verbirgt, aber ich muss euch
enttaeuschen:

Ich fange mit dem Sex an.
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Habe heute morgen Zeitung gelesen:
zitiert wurde das Geo Wissen Magazin Deutsche haben in ihrem Leben 6 Wochen Sex, davon 16 Stunden Orgasmen, nehmen sich aber nur zwei Wochen
fuer religioese Dinge Zeit....
Wenn soetwas auf der ersten Seite steht, verwundert es mich gar nicht, wenn mich immer alle so anstarren... Meine indischen Freunde wollen wissen, ob das stimmt. Was meint ihr?

Ausserdem News:
Eine Frau wurde vergewaltig und deshalb von ihrem
Ehemann verlassen. Schliesslich hat sie mit einem
anderen Mann geschlafen. Das passiert haeufig und war
mir durchaus bekannt. In diesem speziellen Fall muss
die Frau ihren Vergewaltiger aber heiraten.
Schliesslich hat sie mit ihm geschlafen.

Ich habe heute zum ersten Mal korpulierene Schweine
gesehen. Igitt! Ich habe mal gelesen, dass ein Schwein 30 Minuten lang einen Orgasmus haben kann. Also wenn das so ist, haben die beiden irgenwas falsch gemacht.

Ihr muesst denken, dass ich Indien nicht mag. Das
stimmt nicht. Ich schreibe euch nur immer die
erschuetternen Dinge, weil eben gerade diese mich
erschuettern. Ich sage das an dieser Stelle, weil sich jetzt bald der B und G - Teil anschliesst.
Achtung Wiederholung: Ich mag Indien, bin froh hier zu sein und bereue es ueberhaupt nicht, dass ich
hergekommen bin.


B und G
2
I-India widmet sich verschiedenen Projekten. Einige
habe ich schon kennengelernt. Spaeter soll ich
entscheiden, was ich am liebsten machen will. Alle
Projekte sind toll und sinnvoll.
5
Heute war ich mit einem kleinen Bus in den Slums.
"education on wheels". Leider konnte ich kaum helfen,
da ich kein Hindi spreche. Alles, was ich konnte, war
einfach nur der Versuch, nicht zu weinen. Achtung
Philosophie: Ist euch schonmal aufgefallen, dass es im Leben meistens die traurigsten Momente sind, in denen man am lautesten lacht? Die Kinder haetten sonst was fuer ein Lachen von mir gegeben und ich habe sie nicht enttaeuscht.

Diese Kinder haben nichts, ausser vielleicht
Krankheiten. Sie haben keine Kleidung, wenn dann
hoechstens dreckige Lumpen. Sie betteln um Haarshampoo. Was total nachvollziehbar ist, wenn man
sie sieht. Sie haben Hautaussatz. Sie haben Hunger.
Was sie nicht haben: eine Zukunft!
Immerhin bringen wir ihnen Schreiben, Lesen und
Rechnen bei. Es gibt einige, die wirklich fleissig
sind. Sie schnapen sich ihr Uebungsheft und rechnen
tatsaechlich. Es sind Kinder. Mit einer Gott gegebenen Froehlichkeit. Man schliesst sie sofort ins Herz. Und das blutet darum um so mehr.
Viele der Kinder, vielleicht sieben Jahre, schleppen
Babys mit sich rum und kuemmern sich mehr oder weniger liebevoll um diese. Allgemein ist der Tumult so gross, dass viele gar nicht zum Lernen kommen. Und ueberall die Fliegen, trinken von ihren Augen, verschwinden in ihren Nasenloechern.
Trotzdem geht die Essensverteilung total gesittet
voran. Es weiss ja jeder, dass er was kriegt.
Natuerlich erst nach der Schulstunde. Diese wird im
Schatten auf einer zerrissen, staubigen Decke
abgehalten. Mehr als eine Stunde gibt es nicht pro
Halt. Die Slums sind gross.
winken
Ich meine, nun bin ich ja nicht bloed. Die Welt ist
ungerecht. Arme Menschenh leben in Slums. Das ist mir
nicht neu. Und euch auch nicht.
Erinnert ihr euch an den Anfang des Irakkrieges? Ich
weiss noch, wie sehr sich alle aufgeregt haben. Sind
auf die Strasse gegangen, haben Druck gemacht. Und
dann kam er trotzdem und die Sonne schien. Natuerlich
ist man spazieren gegangen. Natuerlich hat man das
Wetter genossen. Sicher hat man sich auch gewundert,
wie alles so schoen sein kann, wenn woanders Menschen
sterben. Wie es eben immer ist.
Ich weiss schon, keine neuen Gedanken fuer euch. Keine neuen Infos.
Der Mensch muss verdraengen. Nicht immer, aber doch
genug, um ein normales Leben fuehren zu koennen. Nur
dass es mir hier so verdammt schwer faellt, zu
verdraengen. Aus den Augen aus dem Sinn, aber hier
habe ich die Armut staendig im Blick. Sie lauert am
Strassenrand, hinter jeder Ecke.
zuletzt
Und was mache ich jetzt? Verdraengen! Meine
Gast-Familie schmeisst mal wieder ein Dinner.
Ausserdem bin ich zu ner AIESEC-Party ins Cafe Kuba
eingeladen. Von den Maedels, die ich gestern am Pool
(Benutzung 3 Euro)in dieser "teuren" Hotel-Oase
getroffen habe. Begruent, mit stolzierenden Pfauen und Massage auf Bestellung. Da war ich, nachdem ich mich mit ein paar Leuten in einem anderen Hotel zum Brunch getroffen habe.
Das war mein gestern, so sah mein heute aus und morgen fahre ich noch einmal in die Slums. Weiterlaecheln.

Eure Juliane
1
P.S. B und G, weil ich einem Maedchen heute das
B-Scheiben und einem das G-Schreiben beigebracht habe.
P.P.S. Liebe Anne, hast du meine
Estutmirsoleidallesgutenachtraeglichgeburtstagssms
bekommen?

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