4. Indische Zuege 1

Juliane Kruppke schrieb am 04.10.05 09:11:07:

Hallo ihr Lieben,
na, kommt ihr mit dem Lesen noch nach? Es gibt tolle
Neuigkeiten. Ich habe einen Praktikumsplatz. Am 15.
gehts los bei www.I-Indiaonline.com.

Schon Lust auf die naechste Endlosmail? Los gehts:
Wo waren wir. Ah ja, der nette Inder, der mich nach
der Plauderei noch zum Bansteig gebracht hat. Indische Zuege sind lang. Sehr lang. Tatsaechlich ein paar Kilometer!!! Sie bestehen aus sechs Klassen und man sollte schon wissen, zu welcher man gehoert. Ich: 3 Tier AC. AC heisst Klimaanlage, heisst mehr Geld,
heisst gut situierte Reisegenossen. Doch bevor ich die kennenlernen konnte, musste ich erstmal in den Zug. Dieser fuhr aber spontan von einem anderen Bahnsteig ab, als angekuendigt. Also laufen! Mit der Krackse auf dem Ruecken. Ein paar Kilometer den Zug entlang. Keine Zeit zum Staunen. Die Zuege fahren nur einmal taeglich. Dann ueber die Schienen, immer dem Inder hinterher, dessen eigener Zug auch schon in den
Startlochern stand. Dann endlich, das richtige Gleis,
der richtige Zug, aber das falsche Abteil. Die falschen Abteile. Laufen, laufen. Der Zug faehrt los
und ich muss aufspringen. Kann meinem Helfer gerade
noch die Hand reichen, dann verlasse ich auch schon
Bombay.

Es folgt eine Tortur auf der Suche nach meinem
Sitzplatz. Jeder will mir helfen, natuerlich, aber
alle wiedersprechen sich. Ich werde von einem Ende zum anderen geschickt. Es ist eng. Ich stosse ueberall an. Schlieslich aber finde ich 3 Tier AC und den Sitz 59.
Total erschopeft.

Meine Reisegefaehrten trudeln nach und nach ein. Alles Maenner. Hab schon nichts anders mehr erwartet. Eine Kabine teilen sich sechs Menschen. Es gibt an jeder Wand drei Pritschen. Die in der Mitte sind noch
hochgeklappt, damit man sitzen kann. Es ist so eng,
das Beruehrungen unvermeidlich sind. Indien ist anders als Deutschland.

Die anderen Fuenf:
Ein scheinbar kraenklicher Mann, der staendig sein
Taschentuch vors Gesicht presst. Er traegt eine
heruntergekommene rote Jogginghose und ich frage mich, wie er sch die AC-Klasse leisten konnte. Er spricht kein Englisch und hoert schlecht. Guckt aber
freundlich. Zieht sich mehr zurueck als die anderen.
Beteiligt sich nicht an den Gespraechen.

Der Mann mit Turban spricht anscheinend auch kein
Englisch und legt sich frueh schlafen. Vorher erzaehlt er aber noch auf Hindi ein paar Stories, die das restliche Abteil zu Lachtraenen reizen. Er traegt
Goldschmuck und sieht igendwie kauzig aus. Ein Original, das sofort sympatisch scheint. Er nickt mir
aufmunternt zu.

Die beiden Brueder tragen Seidenhemden und Stoffhosen. Ihre Schuhe glanzen wie ich es fuer ein so staubiges Land wie Indien nicht fuer moeglich gehalten haette. Sie sind Geschaeftsmaenner und haben selbst eine Kette mit Schloss fuer ihr Gepaeck dabei. Cira Ende 30 bis Mitte 40.

Fehlt noch Himanshu. 25 Jahre. Praderschuhe, Adidasrucksack, Joop-Unterhose und Versace-T-Shirt. Er hoert Backstreetboys, Celine Dion und ist unglaublich interessiert an Musik. Zumindest, was er so nennt...

Da sind wir. Nun in der engen Kabine zusammen fuer 18
Stunden. Die Maenner kommn schnell ins Gespraech. Es
dauert nicht lange, und sie reden ueber mich. Ich kann zwar kein Hindi, aber das habe ich verstanden. Blicke austauschent. Ich denke sie raten, wo ich herkomme und wer mich ansprechen soll. Schliesslich bricht Himanschu das Eis.Er wid in den folgenden Stunden als Dometscher dienen. Uebersetzen vn indischem Englsch in eins, das ich verstehe.

So, jetzt habe ich keine Lust mehr. Ausserdem habe ich Hunger. Mehr beim naechsten Mal,

Eure Juliane
Schickt mir eure Nummern.
Meine:
Billigvorwahl (z.B. 01035) + 0091 (Indien)+ 9828750410

(ca. 10 Cent|Min.)

P.S. Mein Haus: Kann mir jmd. Teresas Handynummer
mailen? Ich wuerde sie wenigstens gern mal antexten.

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